Meine Reise nach Wolgograd vom 06. – 14. Mai 2011

 

Berlin-Schönefeld, es ist kurz nach Mitternacht. Und wieder geht mein Flug gen Osten, nach Russland, zum vierten Mal nach Wolgograd. Obwohl ich nun schon seit 1999 Russland bereise, ist diese Reise etwas Besonderes für mich, es gibt ein Programm, aufgegeben von Victoria Fokina, Mitglied des Köln-Vereins in Wolgograd. Auch fliege ich dieses Mal von Berlin aus und werde nach einem Zwischenstopp in Moskau gegen 17.00 Uhr auf dem Flughafen Gumrak landen.

 

Nach etwa 2 Stunden Flug, es dämmert bereits, beginnt der Anflug auf den Flughafen Sheremetyevo und nach einer perfekten Landung wird man mit „до свидания“ von der Crew verabschiedet. Sheremetyevo wird seit Ende 2009 im Linienflugbetrieb vornehmlich über den neuen Terminal D betrieben, so dass das mühevolle Überwechseln mit dem Bus vom Terminal 2 zum Terminal 1 entfällt. Meinen etwa 10-stündigen Aufenthalt nutze ich für einen Kurzbesuch meiner alten Wirkungsstätte in der Deutschen Botschaft. Man fährt heute mit dem neuen Aero-Express in etwa einer halben Stunde direkt zum Weißrussischen Bahnhof, Fahrpreis 320 Rubel (etwa 8 €). Natürlich geht es auch noch herkömmlich z.B. mit der Buslinie 817 - und damit um ein Vielfaches billiger - oder mit dem Kleintaxi zu einer Metro-Station.

 

Gegen 15.00 Uhr wieder Einchecken zum Weiterflug nach Wolgograd mit einer Boeing 737 der Fluglinie NORDAVIA. Doch plötzlich gibt es Verzögerungen und wir heben erst gegen 16.20 Uhr ab Richtung Süden. Der Flug verläuft ruhig, auch wenn keine optimale Sicht herrscht und damit der fantastische Blick über Wolga und Don versperrt bleibt. Doch beim Landeanflug auf den Flughafen Gumrak überfliegen wir den Soldatenfriedhof Rossoschka und es gelingt mir diese Gedenkstätte aus der Luft im Bild festzuhalten.

Die Ankunft auf dem Flughafen Gumrak ist unspektakulär, da es nach einem Inlandsflug keine Kontrollen gibt und man sich nur darum bemühen muss, sein Gepäck zu ergattern. Nach einigem Warten habe ich endlich meinen Koffer und verlasse hoffnungsvoll die Gepäckhalle, da ich erwartet werde und mich freue, nicht wieder allein den beschwerlichen Weg in die Stadt bewältigen zu müssen. Ich treffe die Vorsitzende des Köln-Vereins in Wolgograd, Frau Ludmilla Koshlakova, die mich freundlich und in perfektem Deutsch begrüßt. Wir fahren gemeinsam mit dem Bus in die Stadt bis zum Platz der Gefallenen Kämpfer. Da mir der Weg zum Hotel bekannt ist, verabschiede ich mich von Frau Koshlakova und nach etwa 10 Minuten Fußweg erreiche ich schließlich mein Hotel und bin froh mich endlich ausruhen zu können.

 

So anstrengend der gestrige Tag verlief, um so mehr hoffe ich meinen ersten Tag in Wolgograd etwas ruhiger zu erleben. Ich bin natürlich aufgeregt und sehr neugierig auf das, was mich erwartet. Ich habe nur ein Programm, habe mit Viktoria Fokina korrespondiert, kenne aber niemanden und so begebe ich mich nach dem Frühstück rechtzeitig in die Eingangshalle des Hotels und treffe dort meine Dolmetscherin Marina, Studentin der Germanistik, einen seriösen Herrn, Pjotr, Dekan der architektonischen Fakultät und schließlich eine ältere freundliche Dame, Viktoria, Mitglied des Köln-Vereins in Wolgograd und meine Programmgestalterin.

Wir fahren gemeinsam im Auto von Pjotr zum Haus des Architekten und voller Stolz zeigt er mir das wieder aufgebaute Gebäude. Bei Tee, Kaffee, Gebäck und Süßigkeiten erzählt Pjotr mit Begeisterung von seiner Arbeit und schenkt mir ein Buch und eine CD über den Wiederaufbau und die Architektur Wolgograds nach der Zerstörung. Sein Ziel ist es, die Gebäude, wie sie vor der Stalingrader Schlacht existierten, wieder ins Leben zu rufen und neu zu gestalten. Pjotr, ein Mensch, der in seiner Arbeit aufgeht und akribisch und planvoll sein erstrebtes Ziel im Auge hat. Noch ein Fotoshooting für die Galerie und schon mahnt Victoria zur Eile, da der nächste Termin ansteht. So fährt uns Pjotr mit seinem Auto zum Univermag und verabschiedet sich.

Am Univermag wartet bereits eine elegante Dame auf uns, Natalja Silantjewa, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Panorama-Museums. Wir betreten das Museum „Pamjat“ durch den offiziellen Eingang, der auf der Rückseite des Univermag liegt, wenngleich man immer noch durch das Kaufhaus das Museum betreten kann. Bereits bei meinen vorherigen Reisen habe ich mir immer viel Zeit genommen und diesem Museum meine besondere Aufmerksamkeit geschenkt, da hier viele authentische Erinnerungsstücke die Stalingrader Schlacht dokumentieren. Meine Probleme bestanden aber bisher immer darin, dass ich zwar die Beschriftung in russisch lesen konnte, aber mir leider die Übersetzung fehlte. So komme ich heute zum ersten Mal fachkundig durch Natalja und sprachlich durch Marina den vielen Exponaten auf die Spur. Ich bin dankbar dafür, dass ich jetzt endlich den Einblick gewinnen kann, den ich mir schon immer gewünscht hatte. Es wird gewiss nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich diesen Ort aufgesucht habe, da man viele Dinge im Detail nur begreifen kann, wenn man sich in Ruhe und aller Stille den Dingen widmet. Nach etwa eineinhalb Stunden verabschieden wir uns mit der Gewissheit, dass ich noch eine weitere Führung durch Natalja im Panorama-Museum erleben darf.

Da der Zeitplan völlig durcheinander geraten ist und ich darum bitte, von einer Exkursion in den Dsershinskij-Stadtbezirk abzusehen, verabschieden wir uns nach dem Essen im „Grand-Cafe“ mit „пока“, bis morgen. Für mich endet der Tag wie üblich mit meinem Weg zum Supermarkt am Platz der Gefallenen Kämpfer, wo ich mich am Geldautomaten mit Rubel versorge, meinen Einkauf tätige und dann den Heimweg zum Hotel antrete, um auszuruhen und den Tag ausklingen zu lassen. 

 

Mein zweiter Tag in Wolgograd wird geprägt sein durch eine Schifffahrt auf der Wolga im Rahmen einer Veranstaltung der Stadt. Doch zuvor werde ich in der Gorki-Bibliothek einige Mitgliedern des Köln-Vereins treffen und mit ihnen diskutieren. Ich freue mich auf diese Gespräche, da sie mir die Möglichkeit bieten, die menschlichen deutsch-russischen Beziehungen aus meiner Sicht darzustellen und mir Erkenntnisse bringen, wie diese Beziehungen von Menschen aus Wolgograd gesehen werden. Ich weiß aber auch, wie schwierig es ist, die Ansichten so zu vermitteln, wie es gemeint ist, da das insbesondere vom Dolmetscher abhängt, denn eine Sprache „will gelebt werden“. So ist man diesem Problem sicherlich auch schon begegnet und hat heute 2 Dolmetscherinnen aufgeboten, Katja und Marina.

Eigentlich wäre es nur ein kurzer Fußweg von meinem Hotel zur Gorki-Bibliothek gewesen, aber heute werden wir an meinem Hotel von Victorias Schwiegersohn mit dem Auto abgeholt und nach einem kurzen Abstecher zum Panorama-Museum vor der Gorki-Bibliothek abgesetzt.

Auch wenn ich weiß, was mich erwarten könnte, so bin ich doch sehr aufgeregt und gespannt, denn gerade solche menschlichen Begegnungen habe ich bei meinen vielen Reisen nach Russland immer wieder vermisst. 

In einem kleinen Saal der Bibliothek haben sich - um einen großen Tisch sitzend - etwa 15 Personen, Mitglieder des Köln-Vereins in Wolgograd, versammelt, und schauen mich erwartungsvoll an. Es sind vornehmlich Frauen und ältere Menschen. Eigentlich habe ich mir vorgenommen viele Fragen zu stellen, aber dazu komme ich zunächst einmal nicht.

Als erstes möchte man von mir wissen, was mich zu meinen vielen Russland-Reisen bewogen hat und so habe ich die Möglichkeit, mich erst einmal „warm zu laufen“, d.h. man hört zunächst einmal zu und überfällt mich nicht gleich mit Fragen. Ich schildere etwas ausführlicher meine Beweggründe für meine Reisen, mein Interesse an der neueren deutschen Geschichte und insbesondere am 2. Weltkrieg. So blieb es nicht aus, dass ich mich vornehmlich für die Stalingrader Schlacht interessierte, da hier die erbittersten Kämpfe des Krieges tobten und ich mir vorgenommen habe, mit meinen Dokumentationen ein wenig dazu beizutragen, die diese grausame Tragödie nicht in Vergessenheit gerät, was heute leider zunehmend festzustellen ist. Die Gesprächsrunde ist aber weniger von der Vergangenheit geprägt sondern wir tauschen uns aus über Werte und Normen in unseren Ländern und über die Lebenssituation der Menschen.

Und dann ist da noch Deya, eine ältere Dame, die eine Uniformjacke - mit Orden versehen - trägt und fleißig Protokoll führt. Von ihr erfahre ich, dass sie sich mit den Schicksalen der Kriegstoten und Kriegsgefangenen beschäftigt und darüber ein Buch geschrieben hat, dass sie mir mit einer Widmung versehen schenkt. Im Übrigen verspricht sie mir, mich bei meinem nächsten Besuch in Wolgograd zu einer Exkursion nach Beketowka einzuladen.

Nach etwa 2 Stunden erfolgt dann noch das übliche Fotografieren und schon drängt Victoria wieder zur Eile, da wir um 14 Uhr an einer Veranstaltung der Stadt teilnehmen wollen.

Bei meinen bisherigen Reisen in diese Stadt war es für mich immer problematisch gewesen, ein geeignetes Mittagessen zu finden. Auch wenn in den Restaurants und Cafes die Speisekarten oftmals in englisch geschrieben sind, so blieb stets die Frage offen, was kommt tatsächlich auf den Tisch. Um diesem Problem zu begegnen, habe ich meistens im Restaurant im Univermag gegessen, da ich mir dort die Speisen ansehen und aussuchen konnte. Ich bin deshalb guter Hoffnung, dass ich nunmehr dank meiner einheimischen Begleitung endlich normal in einem Restaurant oder Cafe mein Gericht würde ordern können, doch weit gefehlt. Das Problem ist so einfach nicht zu lösen, weil die angebotenen Gerichte nicht mit den Essgewohnheiten bei uns vergleichbar sind und so bleibt mir nichts anderes übrig, als auf bewährte Speisen z.B. Pizza zurück zu greifen. Dieser Not gehorchend entscheiden wir uns deshalb auch heute in einem Cafe am Lenin Prospekt eine Pizza zu essen, zumal die Zeit knapp bemessen ist. Mit einem Taxi fahren wir danach zum Hafengebäude, wo wir gegen 13.45 Uhr eintreffen und von einer Kosaken Gesangs- und Tanzgruppe begrüßt werden.

Diese Veranstaltung gehörte zum Programm der Stadt anlässlich des "Tag des Sieges" und stand unter dem "Kommando" von Sergey Lapschinow, Amt für internationale Beziehungen der Stadtverwaltung Wolgograd. Dank der guten Beziehungen von Victoria zu Herrn Lapschinow ist es mir als Gast vergönnt an dieser denkwürdigen Schifffahrt auf der Wolga teilzunehmen. Neben Herrn Lapschinow - perfekt in deutsch - lerne ich u.a. Juri Starovatikh, Ehrenbürger der Heldenstadt Wolgograd und Juri Ratnikow, Oberst und Leiter des Katastrophenschutzes kennen. Das Sprachgewirr an Bord lässt erahnen, dass verschiedene ausländische Delegationen eingeladen sind u.a. aus Deutschland ein Architekt aus Kassel, Herr von Reuß mit Frau und ein Gemeinderat der Gemeinde Denkendorf/Bayern, Herr Christian Holtz. Erst später habe ich erfahren, dass Herr von Reuß der Architekt des Soldatenfriedhofes Rossoschka ist und er nunmehr wieder angereist war, um mit finanzieller Unterstützung der Gemeinde Denkendorf eine Neugestaltung des Friedhofes zu planen.

Neben Tanz- und Gesangeinlagen der Kosaken, einer Rede von Herrn Lapschinow und eines Veteranen, köstlich bewirtet mit Schnittchen, Konfekt und natürlich Wodka, fahren wir die Wolga stromaufwärts, vorbei an der Skyline von Wolgograd - Panorama-Museum, Mutter Heimat - passieren die neue Brücke nach Wolshskij und erreichen nach etwa 1 Stunde ein im Strom verankerten Ponton mit einem überdimensionalen Anker. Das Schiff stoppt und wir werden alle an Deck gebeten, erhalten 2 rote Nelken in die Hand und verfolgen das Geschehen auf dem Ponton. Dort wird von uniformierten Schülern ein großes Blumengebinde aufgestellt, es wird salutiert und wir werfen unsere Nelken in die Wolga zum Gedenken an die gefallenen Marinesoldaten. Das Schiff nimmt wieder Fahrt auf, wir drehen und gleiten nun stromabwärts bis wir gegen 17 Uhr beim Hafengebäude anlegen. Mit einem freundlichen До свидания werden wir verabschiedet und gehen zurück in die Stadt.

Auch wenn der Tag erlebnisreich war und viele neue Eindrücke vermittelte, so freue ich mich darauf heute Marco und Tom, zwei junge Männer aus Deutschland, zu treffen, um gemeinsam mit Ihnen an den Feierlichkeiten zum "Tag des Sieges" teilzunehmen. Es ist deren erste Reise nach Russland, die sie über Moskau nach Wolgograd führt und weiter über Sewastopol nach Odessa. Wir haben bisher nur via Internet korrespondiert und treffen uns erstmalig im "Grand Cafe", tauschen ein paar Freundlichkeiten aus und verabreden uns für den nächsten Tag. Da Marco und Tom unbedingt ihre Fahrkarten für die Weiterreise buchen müssen, gehen wir gemeinsam zum Bahnhof und mit Hilfe meiner Dolmetscherin Katja gelingt es - trotz einiger Schwierigkeiten - die Fahrkarten zu kaufen. Wir verabschieden uns und mit dem üblichen Einkauf im Supermarkt bin ich froh ins Hotel zu kommen und den Tag geruhsam ausklingen zu lassen.

 

9. Mai - "Tag des Sieges". Ich werde um 09.30 Uhr von Victoria und meiner Dolmetscherin Marina vom Hotel abgeholt und wir gehen zu Fuß zum "Platz der Gefallenen Kämpfer", dem Paradeplatz. Victoria hat für uns Tribünenkarten besorgt, so dass wir aus nächster Nähe die Parade verfolgen können, die um 10 Uhr beginnt. Die Parade ähnelt im Ablauf der Parade in Moskau wenngleich nur im kleinen Stil. Nach dem Abfahren der Front erfolgt eine Ansprache und das Musikkorps spielt die Nationalhymne. Die Parade dauert etwa 1 1/2 Stunden und endet mit der Vorbeifahrt eines T 34. Danach gibt es noch eine Vorführung einer Frauen-Trommler-Gruppe und eine Exerziervorführung durch die Soldaten der Ehrenwache am Mamajew Kurgan.

Wir verlassen den Paradeplatz und gehen zum Essen ins nahe gelegene "Grand Cafe". Danach wäre eigentlich der Besuch eines Konzertes angedacht, doch auf meine Bitte hin verzichten wir auf eine Teilnahme, da ich lieber ein wenig durch die Stadt schlendern möchte und mich rechtzeitig ins Hotel begebe um den Tag ausklingen zu lassen.

 

Es ist Dienstag und heute wird vorrangig der Besuch des Soldatenfriedhofes Rossoschka den Tag bestimmen. Ich treffe mich am Morgen gegen 10.30 Uhr mit Victoria und Katja am Hotel und wir schlendern gemeinsam über die Heldenallee zur Wolga, vorbei am Musiktheater und dann geht's ins Museum zur Ausstellung "Schätze Tibets". Nach etwa 1 1/2 Stunden wird dieses Mal in einem Cafe am Lenin-Prospekt gegessen und wir warten dort auf Marco und Tom.  Gegen 14 Uhr fahren wir dann zusammen mit Olga Sajontschkowskaja - Autorin des Buches "Wolgograd heute" - in einem Sammeltaxi nach Rossoschka. Es folgt die Besichtigung beider Friedhöfe und ein stilles Gedenken. Ich treffe Herrn Gurski vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und später Herrn von Reuß, Herrn Holtz aus Denkendorf sowie Sergey und Juri, die gemeinsam die Pläne für eine Neugestaltung der Friedhöfe vor Ort besprechen. Nach dem die üblichen Fotos im Kasten sind, fahren wir weiter in das nahe gelegene Dorf Rossoschka und begeben uns dort in das Informationszentrum des Volksbundes. Hier wird in vielfältiger Weise über den Soldatenfriedhof und seine Geschichte informiert. Wir tragen uns ins Gästebuch ein und schon drängt die Zeit und wir kehren nach Wolgograd zurück. Gegen 17 Uhr bin ich froh wieder einen anstrengenden Tag beenden zu können.

 

Am heutigen Mittwoch werde ich zunächst die Gedenkstätte Mamajew Kurgan aufsuchen und mich danach ins Panorama-Museum begeben. Heute ist es Marina, die mich am Hotel abholt und wir gehen zusammen zur Haltestelle Komsomolskaja. Mit der CT fahren wir nach Norden bis zur Haltestelle Mamajew Kurgan und treffen dort auf Katja und Olga Sajontschkowskaja. Es fängt an zu regnen und so beeilen wir uns die Gedenkstätte zu erreichen um in der Ruhmeshalle Schutz zu finden. Leider ist es mir heute nicht möglich zu fotografieren und auch der geplante Besuch des Stalingrad-Museums muss "ins Wasser fallen". Wir kehren durchnässt zurück und fahren mit dem Trolleybus in die Stadt, wo wir in einem Cafe eine Kleinigkeit essen. Olga und Marina verabschieden sich und ich gehe mit Katja ins Panorama-Museum, wo wir auf Natalja Silantjewa treffen, die uns fachkundig durchs Museum führen wird. Auch Marco und Tom sind mittlerweile eingetroffen und so kann unsere Führung beginnen. Aufmerksam folgen wir den umfangreichen und detaillierten Vorträgen in den verschiedenen Sälen und nach etwa 2 Stunden bestaunen wir das "Große Panorama der Stalingrader Schlacht". Damit endet unser Rundgang, wir bedanken uns bei Natalja und ich verabschiede mich von Marco und Tom und fahre mit der CT wieder heim. Auch heute gehe ich auf dem Weg ins Hotel beim Supermarkt vorbei, kaufe ein wenig ein und versorge mich am "Bankomat" mit ein paar Rubel für den nächsten Tag. So endet wieder ein erlebnisreicher Tag und ich freue mich schon auf morgen, da ich mich mit Hundeliebhabern treffen werde.

 

Voller Erwartung auf mein heutiges Treffen mit Hundliebhabern verlasse ich rechtzeitig mein Hotel und schlendere über die Heldenallee zu den Kaitreppen. Ich setze mich auf eine Bank am Brunnen der Kunst, genieße diesen sonnigen Morgen und warte auf Marina und Victoria. Zwischenzeitlich bestaune ich eine Schulklasse, die dort in den Parkanlagen eine Sportstunde abhält. Und dann ist es endlich so weit, die angekündigten Hundefreunde erscheinen mit ihren Vierbeinern und auch Victoria und Marina sind mittlerweile eingetroffen. Vierbeiner groß und klein mit Frauchen oder Herrchen werden stolz präsentiert, 2 Chow-Chows, Samojeden groß und klein , 3 Zwergspitze oder auch ein Rottweiler. Die Hunde sind sehr gepflegt und mit meinen Leckerli von Aldi bin ich sehr schnell bei den Hunden gern gesehen. Wir tauschen Freundlichkeiten aus und ich erzähle von meinen Hunden, doch leider sind "Fachsimpeleien" über Hunde wegen sprachlicher Probleme nur eingeschränkt möglich. Es wird natürlich viel fotografiert und nach etwa 1 1/2 Stunden geht man auseinander und wünscht sich alles Gute. Es war für mich ein beeindruckendes Erlebnis. Victoria verabschiedet sich und ich gehe mit Marina zum Bahnhof, da ich auf dem Weg dorthin ihre Hilfe benötige, um mit meinem Taxifahrer David meine Fahrt zur Gedenkstätte Mamajew Kurgan abzusprechen. Da heute wieder die Sonne scheint, möchte ich noch einmal einige Bilder der Gedenkstätte nachholen, die mir bisher nicht in entsprechender Qualität gelungen sind. So brause ich mit David zunächst zum Hotel und dann quer durch die Stadt zur Gedenkstätte und David zeigt wieder einmal was er kann. Ich erklimme wieder die 200 Stufen bis zur Mutter Heimat und fotografiere fleißig bis ich alles "im Kasten habe", was mir noch fehlte. Dann geht's zurück mit der CT bis zur Haltestelle Komsomolskaja und auf dem Weg zum Hotel noch schnell ein Abstecher ins "ПАМЯТЬ" und ins Restaurant im Univermag. Es ist noch früh und so nutze ich die Zeit, um ins "Grand Cafe" einzukehren, da ich dort die Möglichkeit habe an einem PC mit der Heimat zu chatten. Schließlich bin ich froh auch diesen anstrengenden Tag beenden zu können, um wieder Kraft zu schöpfen für den morgigen.

 

Es ist mein letzter Tag in Wolgograd und wieder hat sich Victoria für mich etwas Besonderes ausgedacht, ich werde eine russische Familie zu Hause besuchen. Gegen 10 Uhr werde ich am Hotel von Victoria und Olga Sajontschkowskaja mit dem Auto eines Verwandten abgeholt und wir fahren in den Woroschilowskij-Stadtbezirk. Dank der sachkundigen Führung durch Olga besichtigen wir Denkmäler und Erinnerungsstätten, von denen der "normale Tourist" nichts weiß und auch nie zu sehen bekommt. Unterwegs nehmen wir Katja auf, fahren noch weiter nach Süden und treffen gegen Mittag bei Galina und Walerij ein, einem Rentnerehepaar. Beide sind etwa meine "Altersklasse" und wohnen in einem kleinen Häuschen mit Garten. Obwohl ich diese Menschen vorher nie kennen gelernt habe, werde ich wie ein guter Freund begrüßt und herzlich willkommen geheißen. Zunächst werde ich in die "gute Stube" gebeten, die mich in ihrer Einrichtung an meine Kindheit erinnert. Galina und Walerij waren beide Ingenieure und er war viel im Ausland tätig und hat dort Straßen gebaut, z.B. in Libyen. Walerij ist ein rüstiger 70-er und und immer gut gelaunt, spricht gebrochen englisch und deutsch. Doch zunächst muss ich viele Fragen beantworten und Galina möchte alles über meine Familie und mein Zuhause erfahren. Dann wird endlich draußen bei schönem Wetter aufgetischt und gegessen. Ich esse zum ersten Mal die russische Kohlsuppe Schtschi (von Walerij zubereitet) und genieße Pfannkuchen und viele andere russische Spezialitäten. Schließlich wirft Walerij im Garten seinen Grill - recht altertümlich mit Holz befeuert - an und es werden Schaschlik serviert. Ich bin tief beeindruckt und erlebe sprichwörtlich das, was man unter russischer Gastfreundschaft versteht. Das hatte ich nicht erwartet. Mit Apfelkuchen und Tee wird das reichliche Essen abgerundet und auch ein Wodka darf nicht fehlen. So endet gegen 15 Uhr mein Besuch, ich bedanke mich bei meinen Gastgebern, man wünscht sich alles Gute und ich fahre mit Victoria und Olga zurück in die Stadt. Am Platz der Helden endet unsere Fahrt und damit auch mein vierter Besuch in Wolgograd. Mein besonderer Dank gilt Victoria, die mit viel Liebe akribisch meinen Besuch geplant und organisiert hatte und ich verabschiede mich mit dem Versprechen, dass ich bestimmt noch einmal wieder nach Wolgograd kommen werde.

Im Hotel bestelle ich noch mein Taxi für den morgigen Tag, fahre am nächsten Morgen um 04.30 Uhr zum Flughafen und fliege mit AEROFLOT über Moskau zurück nach Hamburg.

 

                                Dieses Programm hatte Victoria Fokina für meinen Besuch geplant.